Evangelische Petruskirche
Kirchstraße
Im Jahre 1275 wird erstmals eine Kirche erwähnt. Ältester Bauteil der heutigen Petruskirche (Evangelische Kirchengemeinde Petrus und Lukas Gerlingen) ist der 35 Meter hohe Turm.
Das eindrucksvolle Schiff wurde 1463 (Jahreszahl an der nordwestlichen Giebelseite links vom Eingang) bis nach 1495 durch die Bauhütte des Peter von Koblenz und des Hans Wunderer von Pfaffenhofen ausgeführt.
Nach 1500 wurde auf der Südseite des Chores eine gewölbte Sakristei angebaut. Ein aus der nördlichen Turmmauer herausragender Ausguss-Stein erinnert daran, dass zuvor das gewölbte Erdgeschoss des Turms als Sakristei gedient hatte.
Der Raumeindruck der Kirche blieb trotz Veränderungen, wie Fenster, Kanzel und Einbau der Emporen, weitgehend erhalten. Zu beachten sind die schöne Flachdecke im Schiff und vor allem das kunstvolle Netzgewölbe mit großartigen Schlusssteinen im spätgotischen Chor. Diese zeigen von Ost nach West:
- das Meisterzeichen des leitenden örtlichen Baumeisters (Name unbekannt); wohl Mitarbeiter des Oberbaumeisters Peter von Koblenz,
- das Landeswappen Herzog Eberhards von 1495, als er auf dem Wormser Reichstag vom Grafen zum Herzog aufgewertet wurde,
- die Mutter Maria mit dem Jesusknaben,
- den Apostel Petrus,
- den Apostel Paulus,
- die heilige Katharina,
- die heilige Barbara,
- den heiligen Veit,
- den heiligen Sebastian,
- Meisterzeichen des Hans Wunderer von Pfaffenhofen.
Aufmerksamkeit verdienen auch der überlebensgroße Kruzifixus am Altar, die Petrusfigur an der Südwand des Schiffs (die bis 1979 auf dem Westgiebel stand, wo seitdem eine Kopie aufgestellt ist), das Taufbecken und ein kleiner Rest des Chorgestühls. Sie alle stammen wohl aus dem Ende des 15. Jahrhunderts noch vor der 1534/35 in Württemberg eingeführten Reformation.
Der nach dem Dreißigjährigen Krieg aus Thüringen gekommene Maler Hans Wolfgang Buchenau, hat 1679/80 die schon 1581 eingebauten Emporen mit einem Bilderzyklus über das Leben Jesu geschmückt und den Prospekt der Orgel, die im Chor den Platz des ehemaligen Hochaltars einnahm, „illuminiert und gezieret“.
Die Mauer um Kirche und ehemaligen Friedhof (mit Steinen von 1535 und 1590), zeugt von einer ursprünglich wehrhaften Anlage. An der Kirche außen sieht man Ehrenmale für den 1. und den 2. Weltkrieg, geschaffen 1928 und 1958 durch Fritz von Graevenitz. Am Chor außen ist die Grabstätte von Friedrich Schillers Vater Johann Caspar und der Schwester Christiane Karoline genannt Nanette, beide gestorben 1796. Vor der Kirche steht der „Missionar Johannes-Zimmermann-Gedenkstein“, gestaltet 1976 von Franz Dakay.